Sowas wie Urlaub. Oder: Frau Quatschliese und die Arbeitslosigkeit.

Jetzt bin ich seit einer Woche ohne Beschäftigung. Das heißt nein: Eigentlich bin ich schon beschäftigt. Nur nicht mehr mit meinen Kunden, der Agentur, den Lästereien und dem ganzen Brimmbrammborium. Stattdessen suche ich täglich nach Stellenangeboten, bessere meinen Lebenslauf auf, bringe die Wohnung in einen ansehnlichen Zustand und probiere ein bißchen meinen Resturlaub zu „genießen“. Jedenfalls ist das genau das, was mir jeder sagt. „Genieße es! Eigentlich hast du ja Urlaub.“

Resturlaub. Resturlaub ist eigentlich nur etwas für Menschen, die direkt im Anschluss eine Folgebeschäftigung haben. Menschen wie mich laugt dieser Urlaub eher aus. Man sollte ihn umbenennen in: „Vorbereitungsphase-für-die-wirkliche-Arbeitslosigkeit“ oder „Verlängerung-der-zeitlichen-Freiheit-für-Bewerbungsaktivitäten-und-Amtsbesuche“ oder kurz und knapp: „Wahnsinn“. Ich habe das komplette Gefühlschaos, schwanke zwischen Trauer, Panik und grenzenloser Gelassenheit. Und das im Halb-Stunden-Takt. Zwischendurch erwische ich mich dabei, dass ich den Gewinn des Lotto-Jackpots für wahrscheinlicher halte, als das Finden einer neuen Stelle innerhalb des nächsten Monats. Hätte auch was Gutes. Endlich nur noch das machen, was ich wirklich gerne machen möchte…Und da bin ich schon wieder. Hallo Lotto-Jackpot. Ich komme. 

Ich will das nicht. Kann mich bitte jemand einstellen. Genug echtes Leben. Will zurück auf meine Polly-Pocket-Insel. 

Frau Quatschliese. Oder: Die schlechteste Bloggerin der Welt. Und arbeitslos.

Da habe ich meinen Blog doch mehr als ein ganzes Jahr ruhen lassen. Frech. Tschuldigung, Blog.

Was seitdem geschah:

Uni: Done. PR-Job: Got it. Schlechtes Bauchgefühl: Mit gekauft. Konstant pleite: Überlebt. Vertragsverhandlungen: Määäh. Ende vom Lied: Fertig. Aus. Raus aus dem Haus. 

Und jetzt? Urlaub…bzw. nicht ganz. Denn: Ich gehöre jetzt zu denen. Schluss mit der Akademiker-Arroganz „Ich habe einen 1er-Master. Ich werde niemals arbeitslos.“ Willkommen in der Welt der Amtstermine, der Panik, der tausendfünfhundert Bewerbungen und des bloß-nicht-frusten-lassen, der Jogginghosen, des Nachmittagsfernsehprogramms und des lerne-deinen-Tag-zu-strukturieren-ohne-wieder-in-den-Studentenmodus-zurück-zu-verfallen. 

Was mache ich mich all der Zeit? Ich finde schon schnell was, oder?

Hallo Panik. Du Penner. 

Frau Quatschliese meldet sich zurück. Heute: LIEBE!

Im Dezember noch hoch motiviert, verließ mich mein Elan im Januar so gleich. Aber zack, da bin ich wieder und sinniere mal wieder. Thema heute: Liebe!

Es gibt so viele Singles wie noch nie zuvor und doch wollen sie sich nicht finden…Komisch, oder?

Als Frau, die einen Freund aus dem Katalog hat (Nein, er kommt nicht aus Thailand) spreche ich aus Erfahrung. Sieben Jahre hat es gedauert bis ich per Internet die Liebe fand. Doch bis es klappte dauerte es…und dauerte…und dauerte. Anmelden, schreiben, abmelden, nichts passiert, wieder anmelden, schreiben, schreiben, schreiben, daten. So läuft es erfahrungsgemäß immer (in meiner kleinen Stichprobe). Man verliert immer wieder die Hoffnung und auch die Lust, ist es doch stets ein sich immer wieder vorstellen und abtasten, ob man wenigstens ein bisschen was gemeinsam hat. Es ist Arbeit. Arbeit, die an die Nieren geht, immer wieder aufreibt und teilweise in die Verzweiflung treibt. Doch warum ist dem so? Warum ist mittlerweile das Kennenlernen so schwierig geworden?

Und hat man es dann bis zum ersten Date geschafft, ist der Nervenkrieg ja noch nicht vorbei. Hat man sich verstanden, geht es in Runde zwei. Hat man sich nicht verstanden, ist es dagegen sofort vorbei und zurück auf Rudis Restrampe mit dir. Man steht auf, rückt das Krönchen zurecht und bemüht sich um einen aufrechten Gang. Und wieder kennenlernen, schreiben, schreiben, schreiben, daten. Denn eine andere Version des Kennenlernens scheint es ab einem bestimmten Alter gar nicht mehr zu geben.

Man hat sich gefunden, weiß was man im Leben möchte und vor allem wen man nicht darin haben möchte. Freunde werden mit viel Bedacht ausgewählt und der mögliche Partner? Den zu finden ist ne Kunst. Liegt es an zu hohen Ansprüchen?

Soziologen, Psychologen und Kommunikationswissenschaftler befassen sich mit dem Phänomen und ne Lösung gibt es meines Wissens nicht.

Wieso denn bloß? Also Kinder geht los und liebt euch. Das wäre die Lösung. Einfach mal loslegen. Nicht mehr Monate bis Jahre darüber nachdenken, wie er oder sie denn aussehen soll, was er beruflich machen und wie alt er sein soll. Denn am Ende kommt es eh ganz anders als gedacht. Dann ist der Mann des Herzens nicht 1,90 sondern 1,78, nicht 32 sondern 24 und steht nicht in Lohn und Brot sondern ist Student. Aber er liebt dich wie du bist und macht irgendwie alles gut….

Frau Quatschliese denkt nach

Am Mittwoch war ich zu Hause. Von dort bin ich dann abends in mein anderes zu Hause gefahren und am nächsten Morgen dann wieder nach Hause, also nach aktuell zu Hause. Verwirrend? Find ich auch. Hilfe, wo bin ich zu Hause?

Bin ich dort zu Hause, wo ich herkomme? Dort wo ich zu dem Menschen geworden bin, der ich heute bin; Oder dort, wo ich wohne? Alles fühlt sich auf irgendeine Art wie zu Hause an.

Mein Elternhaus ist der Inbegriff des zu-Hause-Seins. Es ist groß und gemütlich und egal wann – ich bin immer willkommen. Eindeutig ein zu Hause. Obwohl ich mich in meinem Zimmer nicht mehr zu Hause fühle. Es riecht nach vergangenen Zeiten, ist vollgestellt mit Driss, den kein Mensch mehr braucht und hat rein gar nichts mehr mit mir zu tun. Also einen Abzug für mein Elternhaus als zu Hause.

Mein zweites zu Hause, ist dort, wo ich studiert habe. Wo ich „groß“ geworden bin, wo ich viel erlebt habe, viele Menschen kennen und manche lieben gelernt habe, wo ich immer noch am allermeisten Menschen kenne von allen Orten auf der Welt. Bin ich dort noch zu Hause? Im Grunde nicht, oder? Ich hab nicht mal ein Bett, manche Menschen, die ich kenne, haben nicht mal gemerkt, dass ich nicht mehr dort wohne und im Grunde wird die Verbindung dorthin nur durch wenige sehr gute Freundschaften erhalten. Trotzdem. Diese Stadt, die ich in und auswendig kenne, deren alte Mauern mir irgendwann nur noch vorkamen wie Copy and Paste (danke an Ryo Takeda für dieses großartige Lied) und deren Gesichter ich gefühlt mal alle kannte, ist mein zu Hause.

Und jetzt? Bin ich im Pott zu Hause? Mit Mann und einer Freundin, ohne soziales Netzwerk? Ich liebe meinen Lieblingsmenschen, meine Wohnung, die Nähe zu meiner Großfamilie. Hier habe ich Wurzeln und Flügel. Hier kann ich groß werden. Alles riecht nach Zukunft. Voller Tatendrang möchten mein Kopf und meine Hände herausbrüllen: Ja Quatschliese, halt den Sabbel, das ist zu Hause. Doch mein Herz wird wehmütig und fragt: Ich fühle mich wohl, keine Frage, aber fühle ich mich zu Hause? Und wenn nicht, wann wird ein zu Hause ein zu Hause?

Frau Quatschliese geht unter die Blogger

Mit großem Neid betrachtete ich bislang die Muße und Mühe, die meine Schwester und viele weitere in ihre Blogs investierten, steckte doch heimlich ein wahres Autoren-Genie mit dem Wunsch auszubrechen in mir. Leider siegte bislang die Faulheit über die Freude andere Menschen mit meinen Geschichten zu behelligen und so blieb mein Autoren-Genie ungehört und versteckt in der hinteren Ecke.

Nun werde ich gezwungen. So siehts aus. Weder mein Wille, noch meine große Kreativität, nein nichtmal die kleine leidenschaftliche Autorin in mir, konnten mich bislang zum bloggen überreden. Ein Projektblog wird es sein, das ich in Zukunft betreuen werde…also nichts wie ran an die Tasten..Üben, üben, üben. Und da ist es: Frau Quatschlieses Blog über das Leben.

Und das bin ich: 27 Jahre alt. Masterstudentin nahe am Verrücktwerden. Verliebt. Bekloppt.